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Was sich unsere Hunde wünschen

"Hat jemand eine Idee, was man schenken könnte?" Diese Frage stellt sich immer wieder, wenn ein Geburtstag ansteht, zu dem man eingeladen wurde. Immer das passende Geschenk parat zu haben, ist wirklich schwierig. Es soll wertschätzend sein, auf keinen Fall aber zu exklusiv. Es soll Freude bereiten und möglichst nicht als Staubfänger enden. Die Angst, bei der Übergabe des sorgfältig ausgesuchten Präsentes in ein enttäuschtes Gesicht zu blicken, sitzt einem bei der Auswahl stets im Nacken.

 

Viel einfacher als für unsere Mitmenschen ein Geschenk zu kaufen, ist es da doch, unsere geliebten Haustiere zu beschenken.

Vor allem die Hunde waren auf ihrem Siegeszug aus den Zwingern auf die Sofas der Menschen erfolgreich.

Die Entwicklung vom Wach- und Hofhund zum vollwertigen Familienmitglied ist sehr erfreulich. Sie bringt aber auch Gefahren mit sich. So kommen unsere vierbeinigen Freunde zum Beispiel immer häufiger in den Genuss einer regelrechten Geburtstagsparty mit Girlande, Kuchen und Geschenken. Frauchen und Herrchen lassen sich so richtig etwas einfallen um den Ehrentag zu einem ganz besonderen Moment im Leben ihrer Fellnasen zu machen. 

Für das Erschaffen einer wundervollen Hundetorten-Kreation wird schon einmal eine halbe Nachtschicht eingelegt. Richtig in Szene gesetzt und zusammen mit dem Geburtstags"kind" abgelichtet, sorgt ein Foto davon für zahlreiche Likes in den sozialen Netzwerken. Denn dort möchte man ja schließlich zeigen, dass keine Mühe zu groß ist, um das tierische Familienmitglied glücklich zu machen.

Ich denke, in einem Punkt sind sich alle Hundehalter einig: Es macht einfach großen Spaß, für unsere vierbeinigen Familienmitglieder einzukaufen. Zwischen unzähligen Spielsachen, kuscheligen Schlafplätzen, exklusiven Leckereien, Halsbändern, Hundegeschirren, Leinen, Halstüchern oder Mäntelchen, die farblich perfekt zu Frauchens Outfit passen, fällt die Wahl schwer. Da greifen wir alle gerne einmal mehr zu und häufig etwas tiefer in den Geldbeutel.

 

Was aber würden sich unsere Hunde wünschen, wenn wir sie denn fragen würden?

Ist Fiffi wirklich glücklich über den pinkfarbenen Jogginganzug mit Kapuze und Strasssteinen?

Ist Brutus wirklich stolz auf seine personalisierte Geburtstagstorte mit seinem Namen und dem Alter darauf?

 

So schön es ist, dass zumindest unsere Haustiere immer mehr als Lebewesen mit Herz und Seele erkannt werden, so groß ist die Gefahr, dass wir sie zu sehr vermenschlichen und ihnen unsere Art zu Leben überstülpen. Dass dies bereits geschieht ist an vielen Stellen offensichtlich. Wir verdrängen teilweise, dass unsere Tiere in zahlreichen Bereichen andere Bedürfnisse haben, als wir selbst. Wir vergessen, was bei den Vorfahren unserer Fellnasen, den Wölfen, ursprünglich auf dem Speiseplan stand und welche Ansprüche ein Hund an seine Nahrung hat. Wir ignorieren beim Kauf des pinkfarbenen Jogginganzuges, dass es vielen Hunden großen Spaß macht, sich ab und an im Schlamm zu wälzen.

Passiert dies nur an Geburtstagen und an Weihnachten, ist es nicht so schlimm. An diesen Tagen ignorieren wir Menschen auch, dass zu viel Alkohol, Fett und Zucker, gepaart mit zu wenig Bewegung, sich ungünstig auf unsere Gesundheit auswirken. Bleibende Schäden von dieser sporadischen Völlerei tragen wir in der Regel nicht davon. Oft bleibt es aber nicht bei diesen Ausnahmen. Im Alltag haben wir häufig das Gefühl, zu wenig Zeit für unsere Schützlinge zu haben. Artgerechte, gemeinsame Aktivitäten kommen zu kurz. Dies versuchen wir durch teures Futter und Konsumgüter auszugleichen. Natürlich wollen wir in der Regel alle nur das Beste für unsere Tiere, das ist keine Frage.

Aber was ist denn nun tatsächlich das Beste? Diese Frage lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten. Hierbei kommt es sehr auf die individuelle Situation an. Ganz grob kann man sagen, dass alles was artgerecht ist, auch gut ist. Also eine artgerechte Ernährung, die auf die Bedürfnisse eines Carni-Omnivoren (Fleisch- und Allesfresser) abgestimmt ist. Artgerechte geistige und körperliche Auslastung, angepasst an das Tier, aber auch ausreichende Ruhezeiten unter Beachtung von Rasse, Alter und Gesundheitszustand sind wesentliche Bestandteile dieses Puzzles.

 

Ganz abgesehen von allen wissenschaftlichen Erkenntnissen, wissen Tiere selbst auch sehr gut, was sie glücklich macht. In den Gesprächen mit unseren tierischen Begleitern, darf ich diese Frage immer wieder stellen. Bei meinen Gesprächspartnern handelt es sich in der Regel um Haustiere, die eine enge Bindung zu ihren Menschen haben.

 

Die Tiere, mit denen ich spreche, sind unterschiedlich. Die Antwort auf die Frage "Was wünschst Du Dir?" ist in den meisten Fällen ähnlich: Unsere Tiere wünschen sich Zeit mit ihren Menschen. Sie wünschen sich Menschen, die in dieser Zeit gedanklich und mit dem Herzen ganz bei ihnen sind und nicht schon wieder beim nächsten Punkt auf der Agenda. Sie wünschen sich Menschen, die glücklich sind. Es geht auch nicht immer darum, Leistung zu erbringen oder etwas zu erreichen. Es geht darum, einfach zusammen zu sein und die gemeinsame Zeit voll und ganz zu genießen. Unsere vierbeinigen Familienmitglieder genießen es sehr, gemeinsam mit uns einfach mal nichts zu tun.

Meine eigene Erfahrung zeigt mir immer wieder, dass wir selbst wirklich davon profitieren können, wenn wir es schaffen, uns gelegentlich voll und ganz auf unsere unglaublich klugen Fellnasen einzulassen. Und unglaublich klug war bisher jeder Hund, mit dem ich sprechen durfte - jeder auf seine Art.

 

"Wenn es meinem Hund gut geht, geht es mir auch gut". Diesen Satz haben alle Hundehalter wohl schon häufig ausgesprochen. Wenn wir aber wissen, was sich unsere Hunde von uns wünschen, wenn wir sie fragen und ihnen zuhören, stellen wir fest, dass es wohl andersherum ganz ähnlich ist. Denn wenn es dem Menschen gut geht, merkt das der Hund und freut sich auch.