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Die Sache mit dem Mitleid

Wir Menschen sind  im Grunde genommen soziale Wesen. Das zeigt schon allein die Tatsache, dass wir überleben, obwohl unser eigener Nachwuchs sehr hilfs- und pflegebedürftig das Licht der Welt erblickt. Ohne die Fürsorge anderer Artgenossen würde keines unserer Kinder das Erwachsenenalter erreichen.

Auch unseren Haustieren gegenüber sind wir oft sehr empathisch. Ich beobachte immer wieder, dass wir vor allem im Umgang mit Tieren aus dem Tierschutz dazu neigen, Mitleid zu haben. Nur zu gerne berichten wir, wie schlecht es unserem tierischen Begleiter ergangen ist, bevor wir ihn adoptiert haben. Und unsere Zuhörer sind regelrecht verrückt nach solchen Erzählungen.

 

Nachdem die Vergangenheit für unser Tier nun schon so schlimm war, sollen Gegenwart und Zukunft so gut wie irgendwie möglich werden. Der Gedanke ansich ist nicht verkehrt. Allerdings sollte er immer gelten und nicht nur bei Lebewesen mit einer traurigen Vorgeschichte. Wir kramen diese alten Dinge immer wieder hervor und bemerken dabei gar nicht, wie wir damit oftmals unser Tier in seiner Entwicklung und beim Ankommen im neuen Leben blockieren und behindern. Das ist natürlich nicht immer so - aber es kommt vor.

 

Mitleid ist nie gut, auch wenn es so gemeint ist. Es gibt einen großen Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl - im Umgang mit Tieren, aber natürlich auch mit Menschen.

Mitgefühl gibt dem anderen das Gefühl gesehen und ernst genommen zu werden. Es zeigt "ich fühle mit dir". Vielleicht auch "ich bin bei dir und unterstütze dich". Es drückt den anderen aber nicht noch weiter zu Boden und vergrößert das Leid noch, so wie es beim Mitleid der Fall ist.

 

Hierzu möchte ich gerne einen Ausschnitt aus dem Gespräch mit einer verstorbenen Hündin mit dir teilen. Die Hündin kam ursprünglich von einem dieser grausamen Vermehrer und musste bis zum Alter von ungefähr 7 Jahren als Gebärmaschine funktionieren. Zum Glück kam sie dann in ein ganz wundervolles neues zu Hause, in dem sie sehr geliebt wurde.

 

Kurz nach ihrem Tod durfte ich ein Gespräch mit ihr führen, das mich sehr beeindruckt hat. Zum Thema Mitleid sagte sie:

 

"...Auf der Erde, da war ich doch immer ein Hund, der ein wenig bemitleidet wurde. Und Mitleid verursacht auch Leid....

Wann immer ihr mit Lebewesen zu tun habt, denkt daran: mit Mitleid haltet ihr sie klein. Versucht immer ihre Stärken zu sehen und die in ihnen zu wecken und zu verstärken. Damit macht ihr sie groß und selbstbewusst und stark."

 

Zudem sagte sie, dass wir Menschen auch das Mitleid, das wir oft für uns selbst empfinden, aus unserem Leben verbannen sollen. Denn es hindert uns daran, zu unserer wahren Größe zu wachsen.

 

Ihre Worte waren:

"Mitleid ist kein edler Zug. Ich sag es ganz direkt. Mitleid macht klein. Immer."

 

Vielleicht sollten wir manchmal an diese Worte denken. Ich werde sie hoffentlich nicht mehr vergessen.

 

Ganz herzlichen Dank an die Tierhalterin, dass ich die Ausschnitte aus dem Gespräch hier veröffentlichen darf.

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